Dagobertine Duck von der Fußpflege

Macht Ihr das auch immer so? Der Mantel muss mal wieder in die Reinigung und bei einem kurzen Smalltalk fragt Ihr die freundliche Reinigungskraft, die Euch den Mantel abgibt „Sagen Sie mal, verdienen Sie denn hier auch genug? Wieviel ist denn das so, reicht Ihnen das? Und wie viel müssen Sie dafür so arbeiten? Naja, Sie haben es ja gut, dass ist ja ein ziemlich stressfreier Job…“ Ich gebe es zu: ich mache so etwas nicht. Die meisten Leute reagieren hierzulande ja doch sehr zurückhaltend auf die Frage, wie viel sie denn so verdienen. Das hindert meine Kunden aber nicht daran, mir regelmäßig genau diese Fragen zu stellen. „Läuft es denn?“ oder „Wie läuft denn das Geschäft?“ sind dabei noch recht harmlos und allgemein, das kann man ja pauschal mit „Ich bin zufrieden“ oder, wenn ich meinen ehrlichen Tag habe, mit „naja, mehr könnte es ja immer sein, oder?“ beantworten. Gerade Stammkunden sind aber schon häufig der Meinung, ihnen würde da genauere Auskunft zustehen und manchmal werden die Fragen da schon recht direkt. Da geht es um Verdienstspannen und Steuern bis hin zu konkreten Fragen nach Ausgaben und Nettoeinkommen. Ich weiß ja nicht, wie andere solche Situationen handhaben oder ob die da nicht vorkommen? Ich versuche immer auszuweichen, erkläre, ich bin zufrieden, Schwankungen gibt es ja immer. Ich erkläre aber auch, dass gerade Fußpflege kein Geschäft zum reich werden ist. Vielen Kunden ist auch nicht klar, dass das, was ich einnehme keineswegs mein Einkommen ist. Die Kunden stellen fest, dass ich für eine halbe Stunde Arbeit 20 Euro kassiere, rechnen das auf die Stunde hoch und stellen damit fest, dass Selbständige einfach immer unverschämt viel Geld verdienen. Je nach Motivationslage ignoriere ich das oder ich versuche zumindest im Groben darzulegen, warum die Rechnung nicht stimmt: Zum einen behandele ich zwar nur ½ Stunde, aber der Kunde kommt ja auch, braucht Zeit, bis er wieder in seinen Schuhen und seiner Jacke steckt, muss am Ende für meine Leistung bezahlen und dafür erstmal nach seinem Geldbeutel suchen und möchte einen neuen Termin vereinbaren.Der Arbeitsplatz muss auch wieder aufgeräumt und desinfiziert, Geräte und Instrumente entsprechend hergerichtet und aufbereitet werden. Deshalb kalkuliere ich pro Termin wenigstens eine ¾ Stunde. Dafür bekomme ich dann die erwähnten 20 Euro, von denen ich zunächst mal die Umsatzsteuer an das Finanzamt abführen muss. Danach bleiben schon nur noch 16,80 Euro übrig. Davon zahle ich dann die Miete für das Geschäft, Strom, Telefon, Versicherungen, neue Instrumente, Verbrauchsartikel wie Handschuhe, Desinfektionsmittel und noch viel mehr. Werbung, nicht zu vergessen, damit auch neue Kunden kommen. Am Ende kommen Arbeitszeiten von weit jenseits der 40 Stunden pro Woche bei einem realen Stundenlohn unterhalb des Mindestlohns zusammen. Die Zeiten, in denen ich das Geschäft putze, meine Buchführung mache oder neue Werbung entwerfe, sind auch Arbeitszeiten, auch wenn mich dabei kein Kunde sieht. Aber klar, Selbständige sind ja alle reiche Säcke, die im Geld schwimmen und gar nicht wissen, was sie mit ihrer ganzen freien Zeit so anstellen sollen…

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