Magermodel Felicitas – die Igelrettung

Vielleicht habt Ihr Euch ja schon gewundert, dass gestern gar kein Post von mir kam? Ja, ich muss zugeben, ich war ein wenig abgelenkt. Mittags bin ich mit meinem Hund spazieren gegangen, da saß zwischen Garten und Feldweg plötzlich ein kleiner Igel vor mir. Ein sehr kleiner Igel, der sich auch nicht rührte, als ich ihn mir genauer angesehen habe. Thales war zum Glück so abgelenkt, dass er zweimal über den Igel drüber gesprungen, ohne ihn wirklich zu bemerken. Tja, was tut man mit einem Igel im Winter? Ich wollte keinesfalls einen Igel aus seiner vertrauten Umgebung reißen, der gut ohne mich klar kommt. Aber nach „kommt gut klar“ sah das kleine Ding nicht aus…. also habe ich das Igelchen in eine Schüssel gesetzt und bin erstmal ins Geschäft gegangen: Laut geeichter Waage der Post wog der kleine Igel 258 Gramm. Das Internet gab Auskunft: 500 Gramm müsste er im November wenigstens wiegen, um eine Chance zu haben.

Der Igel ist viel zu  klein und leicht und liegt schlapp auf der Seite

Nächster Programmpunkt: Anruf bei der Igelnothilfe: der Igel soll auf jeden Fall einem Tierarzt vorgestellt werden und wenn ich keine Möglichkeit habe, ihn selbst zu überwintern, kann ich ihn vorbei bringen. Na bitte, das ist ja schon mal was.

Zu Hause habe ich ein wenig Katzenfutter in einer flachen Schale mit Haferflocken und etwas Wasser vermischt. Zunächst lag das Igelchen schlapp auf der Seite. Ich habe mir große Sorgen gemacht und ihm wenig Chancen eingeräumt, aber dann stieg der leckere Duft wohl in das Igelnäschen und es kam Leben in das kleine Kerlchen: mit lautem Schmatzen machte er sich über das Futter her. Das war wohl der Moment, in dem ich mich verliebt habe und so kriegte er den Namen „Felix“ – der Glückliche, denn glücklich wird er hoffentlich noch werden.

Der Igel frisst! So ein Glück, das spricht für seinen Überlebenswillen!

Die Tierärztin hat ihn dann auch angeschaut und kam zu folgenden Erkenntnissen: es ist ein Mädchen. Felix ist also eine Felicitas, die Glückliche. Sie ist sehr, sehr mager – vielleicht strebte sie ja eine Karriere als Model an? Diese Ambitionen hätten sie jedenfalls fast das Leben gekostet, so hätte sie es nicht mehr lange gemacht. Gegen Flöhe wurde sie mit einem speziellen Mittel behandelt, gegen Würmer zunächst nicht. Viele Igel, die sorgfältig entwurmt wurden, sterben dann im Frühjahr beim Aussetzen, wenn die Würmer wieder kommen. Laut Tierärztin ist ein Igel besser dran, wenn er nicht entwurmt wird – sofern die Würmer nicht in der Lunge sitzen. Wenn sie also anfängt zu husten, muss sie nochmal zum Tierarzt. Sie kann sich vollständig einrollen und mag offenbar vor allem Autofahren. Die Fahrt zum Tierarzt hat sie in ihrer Plastikwanne rumgekramt, auf der Rückfahrt hat sie gefressen. Die Behandlung beim Tierarzt war übrigens kostenlos, viele Tierärzte behandeln Wildtiere umsonst, obwohl das keine Verpflichtung ist!

Ansonsten heißt es jetzt aufpäppeln. Dazu eignen sich Katzen- oder Hundefutter, vermischt mit Haferflocken, Igel-Trockenfutter wurde mir ergänzend von der Tierärztin ans Herz gelegt, Eier hart gekocht oder als ungewürztes Rührei, ein bisschen Frischkäse, Rinderhackfleisch kurz angebraten (auch ohne Gewürze) sowie zur Zahnpflege Hühnerklein gekocht und mit Knochen, aber ohne Haut. Jetzt kommt aber das Problem: Felicitas braucht eine Unterkunft, einen mehrere Quadratmeter großen Auslauf, regelmäßiges Futter und gesundheitliche Kontrolle und Temperaturen zwischen 18 und 20 Grad. Ich wohne in einer kleinen Etagenwohnung, die ich mir mit Hund und Katze teile und Igel riechen recht intensiv. Das wird nicht klappen. Ideal ist ein warmer Kellerraum mit den richtigen Temperaturen, guter Belüftung und wenig Geruchsbelästigung für die Hausbewohner 🙁 Zum Glück konnte ich meine Freundin erreichen. Sie konnte den schwarzen Knopfaugen genauso wenig widerstehen, wie ich. Ihr Freund hat schon mehrfach Igel überwintert, da wurde Felicitas liebevoll aufgenommen und hat so das beste Winterquartier bekommen, das sich ein Igel wünschen kann. Als erste Amtshandlung wurden ihr dann auch zwei Eier gebraten, während wir einen Tee auf die Igelrettung getrunken haben. Jetzt heißt es Daumen drücken, dass die Igeldame schnell gesund und kräftig ist und ich werde sie gelegentlich besuchen und mal ein Bild von ihr machen!

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