Schulden, Teil I: wo stehe ich?

Money makes the world go round. Wenn das Geld knapp wird, ist das zunächst kein größeres Problem: der Dispo wird es richten, darauf folgt ein Kredit und dann schiebt man das Bezahlen von Rechnungen halt ein Stück raus, dann geht das schon. Ich bin zeitweise eine große Künstlerin im Jonglieren mit Rechnungen und Zahlungen gewesen.

Irgendwann kam aber der Punkt, an dem ich mir eingestehen musste, dass es jetzt ein Problem ist. Weil ich den Überblick verloren habe, weil ich mich nicht mehr getraut, die Post zu öffnen, oder erst nach langem Überwinden. Weil bei allem Schieben und jonglieren mit dem Geld trotzdem die Frage im Raum steht, wovon die nächste Miete oder der Wochenendeinkauf bezahlt werden soll und ob die EC-Karte wohl noch Geld rausrückt.

Spätestens an diesem Punkt ist es Zeit, sich einen Ruck zu gehen und die Sache anzugehen. Ich weiß, dass das nicht leicht ist. Die Illusion „das ist nur ein vorübergehendes Problem, nächste Woche oder nächsten Monat ist das vorbei“ ist nur zu einfach aufrecht zu erhalten. Wir mögen keine Veränderungen und sich damit ehrlich auseinander zu setzen, riecht nach Veränderungen, die weh tun. Ganz ehrlich: spätestens, wenn der Nachtschlaf leidet und die Sorgen das Leben bestimmen, tut es weniger weh, das Problem anzupacken, als es zu ignorieren. Und je früher man es anpackt, desto größer die Chancen, mit einem blauen Auge raus zu kommen.

Also, Schritt 1: Ein Blatt Papier oder eine neue Excel-Tabelle öffnen, alle Kontoauszüge, nicht geöffneten Briefe usw. sammeln und ran an die Bestandsaufnahme.

  • Welche Konten gibt es und wie viel Geld ist drauf ?
  • Welche Ratenkredite habe ich, in welcher Höhe und wie sind die Monatsraten (Zinssatz mit notieren!)
  • Welche Rechnungen und in welcher Höhe warten im Moment auf Bezahlung?
  • Wie hoch sind die monatlichen fixen Kosten, also Miete, Strom Telefon usw.
  • Wie hoch sind im Durchschnitt die variablen Posten? Dazu zählen Einkäufe usw.?
  • Wie hoch sind die Einnahmen, die jeden Monat rein kommen. Bei Selbständigen dabei wichtig: nicht mit dem bestmöglichen Monat rechnen, sondern mit dem Durchschnitt oder mit eher einnahmeschwächeren Monaten! Wenn man nur von den stärksten Monaten ausgeht, verzerrt man das Ergebnis gewaltig!

Schreibt alles auf, die nackten Zahlen tun weh, aber am Ende tut die Vorstellung der Zahlen mehr weh, als wenn man sie tatsächlich kennt. Der erste Schritt ist: nicht interpretieren, nur aufschreiben. Es hilft für alles weitere, wenn man die eigenen Zahlen kennt. Ich kenne selbst das Gefühl, wenn man dann alles aufgeschrieben hat. Wie betäubt habe ich vor den Zahlen gesessen. Aber letztendlich tat es gut, es war keine Bedrohung in unbekannter Höhe mehr, sondern eine Größe, mit der ich rechnen konnte. Es war immer noch bedrohlich, die Summen machen auch Angst, aber es war greifbar und damit etwas, das man in Angriff nehmen konnte.

Weiter geht es in den nächsten Tagen mit Schritt II, in dem es darum geht, zu entscheiden, wie es weiter gehen kann.

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