Der Sparstrumpf unter der Matratze

Jahrelang, ach was, jahrzehntelang wurde uns erzählt (in erster Linie von den Banken, aber es schien doch allgemeiner Konsens zu sein), dass Geld, dass wir übrig haben, auf die Bank gehört. Es ist nicht etwa zu Hause in der Spardose oder im Sparstrumpf unter der Matratze richtig aufgehoben, sondern bei der Bank auf einem Sparkonto oder in ein Aktienpaket investiert, wo es Zinsen bringt und sich vermehrt. Zu Hause, so hörten wir, wird das Geld ja nicht mehr, sondern durch die Inflation immer weniger. Schlimmstenfalls, bei einem Einbruch, ist das ganze Geld dann weg.

Also haben wir unser Geld brav zur Bank getragen. Wir haben es der Bank anvertraut. Für die kleinen Anleger waren die Verdienstspannen dabei mehr als mager: die 0,1 bis 2,0 Prozent auf das Sparbuch gleichen nicht einmal die Inflation aus. Jetzt kommt aber der Schock: Bankenkrise in Zypern. Nicht die erste in Europa, aber die erste, für die die kleinen Sparer direkt bezahlen: 6,75 Prozent von Spareinlagen unter 100.000 Euro werden direkt einbehalten und können von den Bankkunden gar nicht mehr abgehoben werden.

Die ursprüngliche Garantie, dass Spareinlagen unter 100.000 Euro in jedem Fall geschützt sind, gilt damit nicht mehr. Über Nacht und bevor die privaten Anlieger reagieren konnten, waren die Gelder eingefroren, noch bevor das dafür notwendige Gesetz zum Einzug der Gelder überhaupt beschlossen war. Da gewinnt so ein Sparstrumpf doch unerwartet an Attraktivität, aus dem kann man wieder heraus holen, was man hinein gesteckt hat, ganz im Gegensatz zum Sparkonto, offensichtlich.

Das betrifft uns nicht? Das stimmt, das betrifft uns nicht. Noch nicht. Wer kann jetzt schon sagen ob nicht die finanziell angeschlagenen Ländern Portugal, Italien, Frankreich oder irgendwann einmal in Zukunft auch Deutschland zu ähnlichen Maßnahmen greifen werden.

Zumindest betrifft es uns also noch nicht direkt. Letztlich betrifft uns die ganze Sache schon lange. Wir bringen unser Geld zur Bank. Dort lagert es aber nicht im Tresor, sonst würde es nicht mehr bringen, als der Sparstrumpf, im Gegenteil, für die sichere Lagerung müssten wir noch zahlen (wobei sicher: haha, jaja, solange der Staat nicht dran will, ne?), sondern es soll “arbeiten”.

Es ist kaum zu erklären, warum Banken sich fast schon regelmäßig verspekulieren und das Geld der Anleger verzocken. Egal, wo in Europa das passiert und welche Bank es betrifft: wir alle zahlen dann mit unseren Steuergeldern dafür, dass diese Banken und unsere Gelder auf den Konten gerettet werden. Wir haben kaum Kontrolle darüber, was bei den Banken passiert, aber wir zahlen dafür, wenn es schief geht. Die Ausgaben dafür übersteigen gerade bei den Kleinanlegern die Einnahmen durch die paar mickrigen Prozente auf dem Sparkonto schon lange. Wir sehen es nur nicht so direkt, wie die kleinen Bankkunden in Zypern das jetzt tun: die merken ganz direkt, dass das Geld von ihrem Konto runter geht, wir bezahlen Pleiten, Pech und Pannen bei den Banken über unsere Steuern. Vielleicht ist so ein Sparschwein da gerade nicht das dümmste aller denkbaren Sparmodelle?

Letztlich brauchen wir überall in Europa und der Welt mehr Möglichkeiten sowohl den Banken als auch den Politikern auf die Finger zu schauen und bei Bedarf auch auf die Finger zu klopfen, damit sie sorgfältiger mit unserem Geld und unseren Existenzen umgehen. Eine Trennung der Banken in Spar- und Investmentbereiche, bei denen die Gelder des einen nicht zur Begleichung der Forderungen des anderen heran gezogen werden dürfen, wäre ein erster Schritt in diese Richtung. Freie Märkte sind nicht die Lösung aller Probleme, sie werfen neue Probleme auf, für die wir jetzt Lösungen finden müssen. Wir sollten sie schnell finden, bevor uns wirklich nur noch die Pfennige im Sparschwein bleiben, und sich die Staaten an dem wenigen sauer Ersparten frei bedienen…

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Eine Antwort zu Der Sparstrumpf unter der Matratze

  1. Thomas sagt:

    In der heutigen Zeit kommt man nicht mehr drum herum, sich die unterschieldichen gebotenen Möglichkeiten genau anzuschauen, denn vieles ist sehr undurchsichtig. Die Zeit dafür sollte man sich unbedingt nehmen.