Urlaub mit Hund

Ich hatte schon zu Beginn den Eindruck in ein Abenteuer zu starten: mit Hund und Gepäck im Zug zur großen Weihnachts-Familienrundreise, das konnte ja was werden. Der Anfang ging dabei erstaunlich gut, überhaupt waren die Zugfahrten wesentlich unproblematischer, als befürchtet.
Ein Hund zahlt im Zug den Kinderfahrpreis, zählt aber nicht als Kind. Das bedeutet, er profitiert nicht von Tickets, bei denen Kinder kostenlos mitgenommen werden dürfen, sondern benötigt  immer ein Kinderticket. Dafür hat er erstaunlich wenig Rechte, also eigentlich gar keine. Nach unbestätigten Gerüchten mussten schon Hunde mitsamt Halter den Zug verlassen, trotz gültigem Fahrausweis. Es ist ebenfalls nicht möglich einen Sitzplatz für den Hund zu reservieren, so dass man ausreichend Platz im Fußraum für ihn hätte. Nein, ich spreche ausnahmsweise nicht davon, dem Hund einen Platz auf dem Sitz frei zu halten….
Trotz aller Befürchtungen verliefen die Zugfahrten ziemlich problemlos. Auf der ersten Tour begrüßte er einen ebenfalls mitreisenden Jack-Russel-Terrier, der sich kurzerhand aus seiner Reisetasche befreit hatte, sehr freundlich und verdöste den Rest der Fahrt zu meinen Füßen. Angenehmerweise war meine Sitznachbarin ebenfalls Hundehalterin und fand es ganz normal und völlig in Ordnung, dass mein schlafender Hund den kompletten Fußraum beanspruchte und sie gucken musste, wo sie ihre Füße noch unterbringen konnte. Natürlich habe ich versucht, den Hund unter meinem Sitz einzuparken, aber das macht  mal einem schlafenden großen Hund klar….
Überhaupt hat er den größten Teil der Fahrten schlafend oder dösend verbracht und wirkte sehr entspannt, lediglich das Umsteigen war stressig. Hund, Gepäck, Zeitnot und manchmal auch noch fremde Hunde auf den Bahnsteigen gestalteten die Zugwechsel doch recht abenteuerlich.
Ebenfalls positiv war, dass das Zugpersonal sich angenehm neutral verhalten hat, niemand hat den (eigentlich vorgeschriebenen) Maulkorb für meinen Hund gefordert, den ich für Notfälle natürlich immer griffbereit dabei hatte. Genau wie ein Halti, das wohl in den meisten Fällen als Maulkorb-Ersatz akzeptiert wird. Lediglich einmal wurde ich gefragt, ob ich denn für diesen „kleinen Hund“ (in sehr ironischem Tonfall) auch eine Fahrkarte hätte. Die hatte ich zwar keine zwei Minuten vorher erst seiner Kollegin gezeigt, während er daneben stand, aber natürlich habe ich sie gerne noch ein zweites Mal raus geholt.
So viele positive Erfahrungen, natürlich musste auch etwas schief gehen. Bei den Eltern meines Liebsten verdarb sich mein Lieblings-Müllschlucker offenbar den Magen und damit den guten Wohnzimmerteppich. Prima, da macht man sich gleich beliebt…. immerhin: die Versicherung wird den Schaden wohl übernehmen.
Bei meinen Eltern angekommen dann gleich die nächste „gute Nachricht“: deren Hündin war über Weihnachten läufig geworden. Keine gute Kombination mit einem unkastrierten Rüden, weshalb sie kurzfristig Asyl bei einer Züchterin im Nachbarort fand, die selbst auch gerade läufige Hündinnen hatte.
Mein Fazit: das ging besser als befürchtet, alleine fände ich längere Zugfahrten in überfüllten Zügen, wie wir sie am Neujahrstag auf unserer Rückfahrt hatten, aber sehr anstrengend. Von den Kosten mal abgesehen ist es aber eine gute Sache, manchmal muss man sich einfach trauen. Ich habe auch von Mitreisenden im Zug nur positive Reaktionen gehört und mein Hund hatte immer wieder Gesellschaft von streichelnden Kindern. Der Hund sollte allerdings menschenfreundlich und nervenstark dafür sein, sonst wird es stressig.

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