Gedanken zu Ostern 2022 – 2,5 Jahre in a nutshell

Über die Weihnachtsfeiertage 2019 war ich im Urlaub. Ich war ein paar Tage an der Nordsee, habe mit der Familie dort Weihnachten gefeiert und es genossen, mich im Hotel verwöhnen zu lassen. Es gab leckeres Essen, sogar vegan auf Nachfrage, Meldungen von einem Virus in China und meine große Sorge war (und ist immer noch) das Klima.

3 Monate später saßen wir im Lockdown. Im ersten, was wir damals noch nicht wussten. Das Virus war gefährlich und es war natürlich auch zu uns gekommen. Es folgte die unglaublich schnelle Entwicklung von Impfstoffen gegen das Virus, die Impfkampagne, neue Virusvarianten, Querdenker, halbausgegorene Bekämpfungsstrategien, an Gefühlen ungefähr alles zwischen Angst, Wut und Resignation. Niemals, niemals hätte ich an diesem Weihnachtsfest 2019 für möglich gehalten, was in den kommenden 2,5 Jahren passieren würde.

Damit aber nicht genug: während die Welt immer noch gebannt auf das Virus schaute, griff Putin die Ukraine an und plötzlich war Krieg direkt in unserer Nachbarschaft. Wir diskutieren über Waffenlieferungen und ab welchem Punkt Deutschland Kriegspartei wäre. Meine eigentlich klar pazifistische Einstellung hat ein Stück weit die Grundlage verloren, ich zappele in der Luft.

Als es politisch immer schwieriger wurde, harte Maßnahmen durchzusetzen, wurde an die Eigenverantwortung appelliert: wir sollten freiwillig zu Hause bleiben, jetzt sollen wir freiwillig Maske tragen. Um Putin zu ärgern, sollen wir die Heizung runter drehen und weniger Auto fahren. Gegen die Klimakrise hilft kürzer duschen und weniger Fleisch essen. Und gegen die Pflegekrise? Äh, ja, da wird es schwieriger, weniger krank werden wäre wohl cool, lasst Euch halt was einfallen.

Ganz ehrlich: das ist alles richtig und gut und ich bin absolut bereit, meinen Teil beizutragen. Aber das kann doch nicht alles sein! Da fühle ich mich irgendwo zwischen allein gelassen und verarscht. Wir brauchen durchgreifende politische Entscheidungen. Ein Energie-Embargo, das den Namen verdient hat (dafür drehe ich dann auch die Heizung runter). Ein Verbot von Massentierhaltung wäre wichtig, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld für Beschäftigte in der Pflege wäre absolut notwendig. Vor Allem aber braucht es ein Ansetzen da, wo die großen Stellschrauben sind: bei der Industrie! Es reicht nicht, wenn Du und ich die Heizung runter drehen und kein Fleisch mehr essen, es braucht Gesetze, die diejenigen in die Verantwortung nehmen, die die großen Verbraucher und Verursacher sind.

Schwierig ist das, weil dort so viel Macht liegt und die Verzahnungen so eng sind. Die Drehtür spielt dabei auch eine große Rolle: raus aus der Politik, rein in hochdotierte Posten in der Industrie? Das funktioniert nur, wenn man es sich dort nicht vorher total verdorben hat.

Ich habe Urlaub. Nach Ostern habe ich ein paar Tage frei und selten hatte ich das Gefühl, das so sehr zu brauchen, wie gerade im Moment. Aktuell habe ich das Gefühl, dass wir in einer riesigen, sich immer schneller drehenden Abwärtsspirale stecken. Ich würde mir wünschen, ich könnte mich darauf verlassen, dass unsere Politiker alles dran setzen, um diese Spirale zu stoppen. Bei manchen glaube ich, dass das so ist, unsere Außenministerin gehört dazu. Bei den meisten sehe ich mehr Halbherzigkeit und die Suche nach möglichst schmerzfreien Kompromissen, als wir uns gerade leisten können. Obwohl so viel passiert ist in den letzten 2,5 Jahren, hat sich verdammt wenig getan.

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