O tempora, o mores

Erinnert Ihr Euch noch an alte Spionagekrimis? Solche, in denen der coole Spion unter Einsatz seines Lebens und eines Trenchcoat geheime Verschwörungen aufdeckte, die das ganze Land, ach was, die ganze Welt in Gefahr brachten? Spionage gibt es schon seit es Völker, Staaten, vermutlich seit es Menschen gibt. Spione wurden an den Höfen von Herrschern eingeschleust, damit ein anderer Herrscher früher wusste, was sein Gegner plante und wie er den Plänen entgegnen konnte. Diese mussten deshalb immer sehr vorsichtig sein, wem sie sich anvertrauten und wer möglicherweise vertrauliche Gespräche mithören konnte.

Spionage macht auch heute wieder Schlagzeilen. Dabei geht es jedoch nicht um den smarten Typen im Trenchcoat, sondern die dreckige Arbeit wird von Computern erledigt. Das ist aber nicht der einzige Unterschied. Viel entscheidender: es geht nicht um die Pläne von Herrschern und Regierungen. Mit Programmen wie PRISM und Tempora hören Geheimdienste zwar immer noch vertrauliche Unterhaltungen ab, es geht dabei jedoch um die Kommunikation von jedem von uns. Um meine Mails an Familie und Freunde, um unser aller E-Mails, Facebook-Nachrichten, vertrauliche Kommunikationen. Warum sind wir denn für die Geheimdienste verdächtig? Naja, wir sind für Amerika und Großbritannien natürlich Ausland.

Aber wenigstens unsere eigene Regierung schützt uns ja vor solchen Zugriffen, oder? Leider nicht einmal das. Im Gegenteil, Frau Merkel erklärt, wir wären ja angewiesen auf die Ergebnisse der amerikanischen Internetüberwachung. Deshalb wird sie also nicht nur akzeptiert, sie ist offensichtlich der Regierung auch bekannt gewesen. Im Gegensatz zu uns übrigens, dem Volk, dem Souverän in einer Demokratie, vor uns wurde das geheim gehalten. Hätte nicht ein Edward Snowden uns von PRISM und Tempora erzählt, wir würden immer noch vermuten, unser größtes Problem wäre der BND. Obwohl, der kommt natürlich noch dazu, der überwacht uns nämlich auch.

Spionage findet also hier statt, nicht eine Regierung spioniert hinter der anderen her, sondern der Staat hinter seinen Bürgern. Wie groß muss die Angst der Regierung vor uns sein, wenn sie meint, nur durch umfangreiche Überwachung uns in Schach zu halten?
Es liegt an uns, ob wir das so hinnehmen, oder ob wir uns wehren. Um bei Cicero zu bleiben: Quousque tandem abutere, Catilina, patientia nostra? – „Wie lange noch, Catilina, wirst du unsere Geduld missbrauchen?“. Es wird Zeit zu zeigen, dass wir mit unserer Geduld am Ende sind. Am Samstag etwa, bei der Demonstration gegen Internetüberwachung, ab 13 Uhr in Hannover am Kröpke. Seid Ihr dabei?

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