Das Klima und andere Katastrophen

Gerade sitze ich auf meiner Terrasse. Ich habe Urlaub, die Füße habe ich also entspannt hochgelegt und lausche dem Regen. Das ist ein besonderer Luxus in diesem Jahr, also nicht nur das Füße hochlegen sondern insbesondere das „dem Regen lauschen“. Ein guter Anlass jedenfalls, um mal nicht über die Hitze zu stöhnen, sondern darüber nachzudenken, was eigentlich gerade so alles passiert.

Tja, was ist denn so los auf der Welt? Was immer noch los ist und in Wellen immer wieder die Nachrichten dominiert, ist Covid-19. Wenn eine Welle kommt ist das Grund zur Sorge, wenn die Welle geht, das ist Grund zur Freude, aber keinesfalls für Entwarnung (so Lauterbach), da die folgende Welle bereits um die nächste Ecke lauert. Das Internet und die Bevölkerung in Deutschland sind sich uneins: Mehr oder weniger Maßnahmen? Ist die Pandemie jetzt noch gefährlich, oder nicht? Wir haben lange auf Erleichterung und Entwarnung gewartet. Wir haben Lockdowns durchgestanden, inkl. gesperrter Spielplätze und Parkbänke, wir haben dem Impfstoff entgegen gefiebert und uns mit Masken verhüllt. Inzwischen sind alle, die das wollen, mindestens 2, meistens 3 und manchmal sogar 4 mal geimpft oder sie haben die Infektion durchgemacht – oft auch beides. Belegterweise ist die Sterblichkeit durch Covid-19 inzwischen geringer als bei der klassischen Virusgrippe, deren Wellen jedes Jahr ohne größeres Aufsehen passieren. In vielen Ländern wurde deshalb längst Entwarnung gegeben. Deutschland bleibt da ganz besonders vorsichtig und unsere Politiker sichern sich die Möglichkeit, auch im Herbst wieder stärkere Maßnahmen zu ergreifen und regulierend in unser aller Leben einzugreifen – und damit bleibt uns Covid-19 auch definitv als Thema bis ins nächste Jahr erhalten, ein Ende ist nicht abzusehen.

Das ist leider beim Krieg in der Ukraine ebenso: ein Ende ist nicht abzusehen. Dabei haben wir es hier nicht mit einem unkontrollierbaren Virus zu tun, sondern „nur“ mit einem unkontrollierbaren, despotischen Diktator, dessen Forderungen bei mir immer mal wieder zu der Frage führen „und danach dann die Weltherrschaft?“. Ich glaube, diese Frage muss man letztendlich mit „ja“ beantworten, das wäre in der Gedankenwelt des Herrn Putin wohl durchaus die logische letzte Konsequenz. Wie jeder Krieg bringt auch dieser unendliches Leid über die Menschen, insbesondere die Menschen in der Ukraine. Darüber hinaus offenbart er das Politik-Versagen der vorhergehenden Jahre. Spätestens beim Krieg in Syrien hätte uns klar sein können, dass wir auf dem Holzweg sind, wenn wir Putin vertrauen. Auch die Besetzung der Krim haben wir geschehen lassen und uns weiter auf russisches Gas und Putins Aufrichtigkeit und Freundlichkeit verlassen. Ähm, ja, das hat ja gut geklappt. In der Folge regen wir uns jetzt nicht nur über Putin auf, sondern auch über zu fordernde ukrainische Botschafter. Nebenbei schaffen wir es übrigens prima, vor den anderen Kriegsherden der Welt weiterhin die Augen zu verschließen, dabei ist der Krieg in der Ukraine bei weitem nicht der einzige und auch an anderne Kriegen haben wir durchaus Anteil. Wir spüren sie nur nicht so, sie sind uns nicht so nah.

Und hier bei uns direkt? Da spüren wir die Auswirkungen natürlich auch ganz konkret. Inflation und steigende Gaspreise, gerade wurde die Gasumlage mit 2,4 Cent pro Kilowattstunde beschlossen. Ob wir im Winter alle in warmen Wohnungen sitzen und warm duschen können, ist noch völlig offen. Energie wird teuer. Das trifft, wie immer, besonders die, die nicht so viel Geld haben und für die die Energierechnung ohnehin schon ein harter Brocken ist. Unser Finanzminister schmiedet deshalb Pläne für eine gleichmäßige Steuerentlastung (von der man naturgemäß umso mehr hat, je höher das Einkommen schon ist und umso weniger, je niedriger das Einkommen…. von der vielgelobten Gerechtigkeit sind wir hier also weit entfernt – aber das ist ein eigenes Thema) und erteilt dabei Plänen für Tempolimits oder günstigen ÖPNV gerne eine Absage (z.B. zugunsten der völlig versandeten Benzinpreisentlastung). Das Thema ist fies und nicht leicht zu lösen: es fehlt uns an Energie, um das fehlende Gas auszugleichen. Ja, das ist ein Versäumnis der Politik der letzten Jahre und Jahrzehnte, leider bekleckert sich die aktuelle Bundesregierung da gerade auch nicht gerade mit Ruhm mit ihren Vorstößen: Gas aus zweifelhafter Herkunft, doch weiter bei Putin um Gas betteln, Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke weiter laufen lassen, ggf. auch Fracking…. Ähm, wer wa da noch gleich in der Regierung? Ach ja, SPD, FDP und, man glaubt es bei dieser Aufzählung kaum, die Grünen.

Da wären wir dann auch wieder beim Klima. Die oben genannten Punkte (Corona, Krieg in der Ukraine und das fehlende Gas) sind ja da und vorhanden. Wir müssten sie angehen und lösen. Das eine Bundesregierung dabei in der Lage ist, schnell und effektiv auch unpopuläre Lösungen durchzusetzen, haben wir gerade im ersten Jahr der Corona-Krise durchaus gemerkt. Jetzt aber und insbesondere zur Bewältigung der größten Krise, die die Menschheit jemals durchgemacht hat wird kein „schneller und effizienter Werkzeugkasten“ gefordert, keine Solidarität von Allen, kein Zurückstecken für die Allgemeinheit und die bereits stattfindenden und vorhersehbaren Tode durch Hitze und Extremwetter sind auch kein zündendes Argument. Hier wird gestückelt, verhandelt und verschoben. Überraschung: die Klimakatastrophe wartet nicht, bis wir „den Rest“ gelöst haben. Jeder Tag, an dem wir nicht alles tun, um die Katastrophe, die nicht mehr zu verhindern ist, einzudämmen, ist ein verlorener Tag. Wir müssten jetzt alles und mit aller Macht daran setzen, um mit erneuerbaren Energien und auch mit spürbaren Einschränkungen die Emissionen zu verringern. Jetzt müssen wir die Weichen stellen für eine Zukunft, in der wir die Erde nicht doppelt so schnell verbrauchen, wie sie sich regenerieren kann. Jetzt, genau jetzt – nicht morgen, nicht nächstes Jahr und schon gleich gar nicht 2030. Wenn wir jetzt nicht Gas geben (haha), wird es unwiederbringlich zu spät sein.

Wir müssen dabei oben anfangen, nicht unten: die größten Energieverbraucher sind nicht die unteren Einkommensstufen, ist nicht die breite Bevölkerung: je höher das Einkommen ist, desto größer die Pro-Kopf-Emission – und da müssen wir ran. Die Menschen mit hohem und höchstem Einkommen müssen die Energiewende maßgeblich finanzieren – und zwar jetzt. Darüber hinaus müssen die Menschen im einkommensstarken globalen Norden die Verantwortung übernehmen für das, was weltweit passiert – denn wir hier sind die Menschen, die die Welt gerade mit Vollgas (nochmal haha) in den Untergang manövrieren.

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